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Reiseberichte | Mai 2025

Westsizilien & Ägadische Inseln: Wo Europa auf den Orient trifft

Weltweitwandern-Gründer Christian Hlade war in Westsizilien und auf den Ägadischen Inseln unterwegs und hat dabei die Vielfalt dieser italienischen Region hautnah erlebt. In diesem Reisebericht erzählt er von seinen Reiseerlebnissen.

Am westlichsten Ende Siziliens scheint Europa Afrika die Hand zu reichen. Rom ist dreimal so weit entfernt wie Tunesien – nicht nur geografisch. Die Luft riecht anders hier, würziger. Die Architektur erzählt von arabischen Einflüssen. Bröckelnde Fassaden von Prunkbauten zeugen von vergangener Glorie. Und auf dem Teller findet Couscous ganz selbstverständlich seinen Platz neben der Pasta. Eine Reise durch Westsizilien ist eine wunderschöne Begegnung mit allen Kulturen rund um das Mittelmeer – authentisch, manchmal durchaus rau, ungekünstelt und voller Überraschungen.

Der herbe Charme von Westsizilien

Als wir Anfang April in Palermo landen, regnet es. Der Himmel ist dicht, es ist windig, die Straßen glänzen. Mächtige Felsstöcke ragen unmittelbar hinter der Küste aus dem Meer. Man sieht gleich, dass Sizilien ganz schön gebirgig ist. Und jetzt im Frühling auch unglaublich grün! Von hier geht es gleich weiter nach Trapani. Der erste Eindruck dieser Stadt ist wenig einladend: Trapani empfängt uns mit dem Charme einer Stadt, die nicht für Tourist:innen gemacht wurde. Die Gassen der Vorstadt sind nicht perfekt gepflegt. Die ehemals glorreiche Altstadt bröckelt hier und da, aber gerade das macht sie liebenswert.

Lory und Fabio, unsere Gastgeber in unserer kleinen Unterkunft begrüßen uns dann aber so herzlich, als wären wir alte Freunde. Und unser sympathischer Guide für die kommende Woche wird Ewa sein – sie erzählt uns gleich einmal von den uns bevorstehenden Tagen.

Wandern im Blumenmeer

Und dann: der erste Wandertag im Naturpark Zingaro –die Sonne zeigt sich mit voller Kraft von ihrer besten Seite. Der Frühling hat die Küste in ein Farbenmeer verwandelt. Es ist unglaublich grün und es gibt eine große Menge an Wildblumen. Auf dem sogenannten “Orchideenweg” staunen wir über deren Vielfalt: Kleine Ophrys-Orchideen sehen aus wie Insekten, das Knabenkraut, auch „Naked Men Orchidee“ genannt, zeigt attraktive Männersilhouetten inklusive allem was dazugehört…

Karl, unser Orchideenfreund in der Gruppe, ist spätestens ab diesem Moment völlig in seinem Element. „Die kenn ich nicht! Die auch nicht! Und die hier – Wahnsinn!“ Er ist kaum zu bremsen –fotografiert, vergleicht, staunt. Und steckt uns alle mit seiner Freude an. Ab da wird auch von uns allen genauer hingeschaut. Die vielen seltenen Blüten sind plötzlich DAS Gesprächsthema. Das zeigt mir, wie sehr jede unserer kleinen und familiären Weltweitwandern-Gruppen auch von den Gästen und ihren Interessen und ihrer Begeisterung lebt und profitiert. Es ist immer ein „Gemeinschaftsprojekt“.

Der Küstenpfad schlängelt sich zwischen duftender Macchia und steil abfallenden Felsen. Dabei immer der Blick aufs weite Meer – so blau, dass es fast unwirklich erscheint. Nach stundenlangem Wandern durch die Farbenpracht – wir sind alle ganz verzaubert- ist ein erfrischendes Bad in einer versteckten Bucht genau das Richtige. Das Wasser ist klar, die Steine am Grund schimmern in verschiedenen Farben. Und ich denke mir insgeheim: „Ist es schlau, die allerschönste Wanderung gleich am ersten Tag der Reise zu machen…“ Die folgenden Tage belehren mich aber eines Besseren: Jeder Tag der nun folgenden Wanderwoche wird noch schöner bzw. auf seine eigene Art anders schön als die anderen Tage.

Am Abend folgt dann ein herzhaftes Abendessen – exklusiv nur für unsere Gruppe – mit total lieben Gastgebern im historischen Florio-Weingut. Beeindruckend! Das Gefühl ist hier wie bei einem Großfamilien-Essen. Unsere Gastgeberin, Köchin und zugleich Besitzerin Liliana führt uns dann auch noch persönlich durch die riesigen historischen Hallen. Sie haben hier noch ein ganz großes Stück Arbeit vor sich, das riesige, aber auch schon sehr verfallene Weingut der alten Familie Florio wieder vollständig zu renovieren. Ein echtes Lebens- und Monster-Projekt! Das mitzubekommen und ihren Enthusiasmus zu spüren ist besonders.

Mystischer Nebel in Erice

Hoch über der Küste thront Erice wie ein Adlerhorst. Die wunderschöne mittelalterliche Stadt ist unser heutiges Tagesziel. Zuerst eine kurze Fahrt mit dem Stadtbus aus Trapani hinaus, dann geht’s zu Fuß hinauf. Am Weg eröffnen sich uns wunderschöne Vogelperspektiven auf Trapani und das Meer, weiter oben gibt es wieder irrsinnig viele Blumen und Orchideen zu bestaunen. (Gast Karl kann es gar nicht fassen…) Oben in der altehrwürdigen Stadt ist dann aber alles im Nebel – die Sicht reicht nur 20-30 Meter weit. Keine Postkarten-Ausblicke, dafür stille Gassen, feuchtes Pflaster. Wir lauschen Ewas Geschichten über die Vergangenheit der Stadt. Ewa hat früher oben im Schloss gekellnert…

Dann die Einkehr in einem liebenswerten, kleinen Café, geführt von einem alten Ehepaar: ein Geheimtipp von Guide Ewa. Eine heiße Suppe. Herrlich süße Genovesi (Gebäck aus Mürbeteig mit Zintronatzitrone-Creme). Es ist so richtig urig und gemütlich hier. Ein Highlight! Das alles hat Charme – vor allem, wenn man sich einfach treiben lässt und genießt… Ewa führt uns mit ihrer spürbaren und ansteckenden Begeisterung durch diese Tage. Einfach präsent und für uns da sein – das kann sie unglaublich gut.

Die Inseln des Windes – Marettimo und Levanzo

Die Überfahrt zu den Ägadischen Inseln ist ein kleines Abenteuer für sich. Heute ist ein recht windiger Tag und so „tanzt“ unser Tragflügelboot sehr lebendig auf den Wellen, während die Küste Siziliens langsam am Horizont immer kleiner wird.

Marettimo, die abgelegenste der Inseln, begrüßt uns mit ihrer wilden Schönheit. Weiße Würfelhäuser schmiegen sich an den Hang, bunte Fischerboote schaukeln im kleinen Hafen. Man fühlt sich hier eher in Nordafrika, als in Europa. Es ist auch hier unglaublich grün! Unsere Unterkunft ist eine einfache, charmante Pension mit herrlichen Blicken aufs nahe Meer.

Früher lebten hier fast tausend Menschen vom Fischfang“, erzählt uns ein Dorfbewohner am Nachmittag. „Heute sind wir nur noch etwa zweihundert. Aber dafür ist die Natur unberührt geblieben.“ Gleich ersten Tag unternehmen wir eine kleinere Wanderrunde mit schönen Ausblicken. Kaffee am Hafen, ein bisschen schlendern, ein erster Eindruck vom Inselrhythmus.  Man fühlt sich hier, weit draußen im Mittelmeer, wie am schönen Ende der Welt. Keine Flugzeuge am Himmel und bis auf die Fährschiffe zum „Kontinent“ – wie die Einheimischen hier sagen – keine Schiffe um die Insel herum.

Am nächsten Tag führt uns Ewa auf den Pizzo Falcone, mit 686 m die höchste Erhebung der Insel. Der schmale Pfad windet sich durch blühende Macchia hinauf zum Gipfel. Thymian, Rosmarin und wilder Oregano riechen wir bei jedem Schritt. Rund um uns das weite, blaue Mittelmeer.

Erna, mit ihren 87 Jahren die älteste in unserer Gruppe, hält in gleichmäßigem Tempo mit uns allen mit – ein beeindruckendes Beispiel dafür, dass Altersgrenzen nur im Kopf existieren. Gemeinsam kommen wir dann als Gruppe oben an und freuen uns miteinander über diesen Tag und sind alle begeistert von Erna – unserem neuen Vorbild! Der Ausblick? Meer, Grün, Weite, Ruhe. Weit weg von allem – und doch anz nahe bei sich…

Levanzo – unsere nächste Ägadische Wander-Insel – ist klein, aber fein. Wir fahren mit dem Fährschiff diesmal ganz ruhig rüber, trinken einen Cafe im Hafen – dann geht’s zu Fuß über herrliche Blumenwiesen und mit zahlreichen traumhaften Ausblicken zur „Grotta del Genovese“. 12.000 Jahre vor uns schufen unsere Vorfahren hier eindrucksvolle Wandmalereien und Ritzbilder – Stiere, Menschen, Zeichen. Alles bestens erhalten. Natale führt uns engagiert durch seine private Höhle – Ja richtig, sie ist im Privatbesitzt! Danach: wer will, springt zur Abkühlung ins Meer. Andere entspannen gemütlich in der Sonne. Später gibt’s als Überraschung von Ewa frische Pizza im Strandcafé. Unaufgeregt und gut. Mmmmm! Einfach im Hier und Jetzt sein, aufs Meer schauen, genießen, Zeit für sich haben…

Ganz nobel dann am Abend zurück am „Kontinent“ Sizilien das Logieren und Abendessen im wunderschönen Bio -Weingut – auch dieses Anwesen gehörte einst der Familie Florio!

Monte Cofano zum Abschluss

Am letzten Tag wandern wir auch nochmals richtig – durchs Naturreservat rund um den Monte Cofano. Steilküste, prähistorische Höhle, alte Marmorbrüche, die berauschende Blumenvielfalt genießen, herrliche Blicke aufs Meer.  Nochmals entspannen am Strand mit der Möglichkeit zum Schwimmen im Meer. Zum Schluss dann die Salinen von Marsala – und ein Abendessen bei Sonnenuntergang am Meer.
Ein schöner, runder Abschluss!

Superguide Ewa

Was Ewa in dieser Woche geleistet hat, kann man nicht mit Programmpunkten beschreiben. Daher widme ich Ihr hier einen eigenen Absatz. Ewa stammt ursprünglich aus Polen, lebt aber schon seit 18 Jahren mit ihrem Mann in Trapani auf Sizilien. Ewa war immer da und präsent, hatte alles im Griff, ohne sich aufzudrängen. Sie kennt die Wege, die Menschen, die Geschichten, die Pausenplätze. Bei jeder Wanderung hatte sie ihren Müllsack dabei. Still hat sie gesammelt, erklärt, sensibilisiert – ohne moralischen Zeigefinger. Einfach durch Tun. Ewa engagiert sich für regionale Projekte, bringt Unterkünfte dazu, nachhaltiger zu denken, organisiert Müllskulpturen und Baumpflanzaktionen mit Schulklassen. Und sie lebt das alles mit einer Selbstverständlichkeit und auch Leichtigkeit, die berührt.

Danke, liebe Ewa – du bist ein Geschenk für unsere Reisen! Danke an unsere lieben mitreisenden Weltweitwandern-Gäste! Es war mir eine große Freude!

Italien Reisetipps

Die Übernachtungen finden in festen Unterkünften statt. Nähere Details finden Sie im Tagesablauf oder in den Leistungen der Reise.
9 Tage Wanderreise
einfach bis mittel
ab € 1.750,-  / Person, exkl. Flug
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8 Tage Wanderreise
einfach
ab € 2.280,-  / Person, exkl. Flug
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8 Tage Wanderreise
einfach
ab € 2.290,-  / Person, inkl. Flug
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8 Tage Wanderreise
einfach
ab € 2.390,-  / Person, inkl. Flug
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