Marokkos Bergwelten – Sternenhimmel & Gipfelglück
Zehn Tage lang war Weltweitwandern-Mitarbeiterin Kathrin mit einer Weltweitwandern-Gruppe in Marokko unterwegs. Begeistert berichtet sie von der einmaligen Mischung aus orientalischem Flair und eindrucksvoller Bergwelt.
Wer an Marokko denkt, hat oft die endlose Wüste oder die lebhaften Königsstädte vor Augen. Auf der Reise „Zwischen Tälern & Gipfeln des M’Goun“ erlebte Kathrin jedoch, dass das Land auch eine beeindruckende Bergwelt zu bieten hat. Die zehntägige Reise führte sie gemeinsam mit anderen Wanderbegeisterten von der pulsierenden Medina von Marrakesch hinauf ins Atlasgebirge, wo sie den majestätischen Jbel M’Goun erklomm.
Orientalischer Auftakt in Marrakesch
Schon beim Erzählen gerät Kathrin ins Schwärmen. Drei Mal war sie bereits in Marrakesch – und doch zieht sie die Stadt jedes Mal aufs Neue in ihren Bann: „Marrakesch ist ein Sammelsurium an Gerüchen und Eindrücken, ein bunter Mix aus verschiedenen Kulturen, die sich respektvoll begegnen. Eine laute, herzliche und liebenswerte Stadt“, schildert sie begeistert. Beim Spaziergang durch den historischen Stadtkern, die Medina, mischen sich Düfte von Gewürzen zu einem einmaligen Geruchserlebnis, während Händlerinnen und Händler ihre Waren anpreisen und Gauklerinnen und Gaukler auf dem zentralen Marktplatz – dem berühmten Djemaa el Fna – für staunende Gesichter sorgen.
Nur wenige Schritte entfernt wartet eine ganz andere Welt: Die Gruppe nächtigt in einem traditionellen Riad inmitten der Altstadt. „Die Riads sind die Oasen der Stadt. Draußen herrscht das bunte Treiben, im Innenhof hört man nur noch Vogelgezwitscher.“
Aufbruch ins Atlasgebirge
Nach dem Aufenthalt in Marrakesch bricht die Gruppe Richtung Osten ins Gebirge auf. Die rund fünfstündige Fahrt empfindet Kathrin als äußerst kurzweilig: „Man hat Zeit, die anderen Reisenden kennenzulernen und ins Gespräch zu kommen. Hinzu kam eine Landschaft, die sich ständig verändert – sehr eindrucksvoll.“
Nach einem gemeinsamen Picknick startet auch schon die erste Wanderung. „Nicht zu anstrengend, aber genau richtig, um sich die Füße zu vertreten“, erzählt Kathrin. Eine perfekte Einstimmung auf die kommenden Trekkingtage. Während die Wandergruppe nur mit leichten Tagesrucksäcken unterwegs ist, zieht das Begleitteam mit den Maultieren und dem Hauptgepäck voraus.
Eine Nacht unter dem Sternenhimmel
Am Ende der Tagesetappe wartet das Zuhause auf Zeit bereits: Die Schlafzelte stehen, im Essenszelt wird heißer Tee serviert. Die erste Zeltnacht hinterlässt bleibende Eindrücke: „Wir hatten einen Sternenhimmel, der seinesgleichen sucht – inklusive der Milchstraße, die man sehr gut beobachten konnte. Ich empfehle allen Gästen, unbedingt im Freien zu schlafen – das ist ein einmaliges Erlebnis“, schwärmt sie.
Im Reich der Berber
Die folgenden Tage führen die Gruppe durch Berge und Täler des Atlasgebirges. Guide Abdellah bewies dabei seinen ganz eigenen Humor: „Marokko ist reich, nämlich steinreich“, scherzte er über die von Steinen geprägte Berglandschaft. Doch zwischen den steinigen Hängen offenbaren sich immer wieder Überraschungen: „Karge Steinberge treffen auf grüne, fruchtbare Täler. Das macht die Landschaft sehr abwechslungsreich.“ In den Tälern liegen auch die Dörfer der Berber, die dort Landwirtschaft betreiben.
Unterwegs begegnete die Gruppe immer wieder neugierigen Kindern, Schafhirten oder Nomad:innen. „Die Begegnungen waren authentisch – kein touristisches Schauspiel, sondern echtes Leben.“
Ein ganz besonderer Gipfelsieg: Die Besteigung des Jbel M’Goun
Es folgt Kathrins persönliches Highlight der Reise: Die Besteigung des Jbel M’Goun, mit 4.071 Metern der dritthöchste Berg Marokkos. Das Abenteuer beginnt mitten in der Nacht: Um 2 Uhr machen sich die Gipfelstürmer:innen mit Stirnlampen auf den Weg. „In absoluter Finsternis aufzusteigen und dann die Sonne über den Bergen aufgehen zu sehen – das hatte etwas Meditatives. Und das Schönste: Wir waren so gut wie allein, als würden die Berge uns gehören.“ Nach rund 1.200 überwundenen Höhenmetern belohnt der Gipfel mit einem imposanten Rundumblick – ein gemeinsames Erfolgserlebnis. „Die Wanderung ist vom Ablauf her anspruchsvoll, aber nicht vom Gehen an sich, da man bereits in großer Höhe startet. Wer einmal einen 4.000er besteigen möchte, hat hier eine wunderbare Gelegenheit. Mit normaler Fitness und fitten Knien ist der Aufstieg gut machbar.“
Doch auch für diejenigen, die lieber auf den Gipfel verzichten, ist gesorgt: Gemeinsam mit dem Begleitteam geht es auf eine alternativen Wanderung – landschaftlich nicht weniger eindrucksvoll und ideal für Genusswander:innen.
Am nächsten Tag klingt die Trekkingtour mit einer gemütlicheren Etappe aus. Die Route führt schließlich ins Aït Bouguemez-Tal, auch als „Glückliches Tal“ bekannt, welches das Ende der Reise einläutet. Dort heißt es, sich von den Maultierführern zu verabschieden, ehe es über Marrakesch zurück in die Heimat geht.
Ein spontanes Grillfest am letzten Abend rundet die Reise ab. „Unser Guide Abdellah hat uns vorgeschlagen, dass wir ein Lamm grillen, um zu feiern, dass wir uns so gut verstanden haben. Das war dann wie ein kleines Fest. Solche Dinge kann man nicht planen, aber sie machen die Reise einzigartig.“
Begegnungen, die bleiben
Ein abschließendes Lob richtet Kathrin an das lokale Team: „Die gesamte Crew bestand aus zwölf Leuten, die sich stets darum kümmerten, dass es uns gut geht.“ An vorderster Front Guide Abdellah, der bereits seit mehr als einem Jahrzehnt für Weltweitwandern unterwegs ist. Er überzeugte mit seiner Erfahrung, seinem Humor und einem feinen Gespür für die Bedürfnisse der Gruppe. Unterstützt wurde er von Co-Guide Khalid, der auf dieser Reise wertvolle Erfahrungen sammelte, um schon bald selbst durch Marokko führen zu können.
Das Begleitteam bestand außerdem aus Maultierführern, die eine ganz besondere Verbindung zu ihren Tieren pflegen: „Maultierführer und Maultier, das ist wie eine Einheit. Es ist wirklich schön zu sehen, wie sie sich um die Tiere kümmern.“
Für kulinarische Höhepunkte sorgte während der Trekkingreise Koch Said. „Es war faszinierend, was er uns auf einem einfachen Gaskocher gezaubert hat. Aus den einfachsten Zutaten hat er die tollsten Gerichte zubereitet – von traditionellen Suppen bis hin zu Schokokuchen.“ Besonders in Erinnerung blieb Kathrin die Harira-Suppe – eine kräftige Hülsen-Tomatensuppe mit frischen Kräutern. Ein weiteres Highlight: Said lud die Gäste in sein Küchenzelt ein. „Er hat uns gezeigt, wie er eine Tajine macht. Das Rezept haben wir uns gleich mitgeschrieben.“
Mehr als eine Wanderreise
Für wen ist diese Reise geeignet? „Für so gut wie jede und jeden“, lacht Kathrin. „Mit Gästen von 27 bis 68 Jahren waren in unserer Gruppe alle Altersklassen vertreten. Man sollte Freude an der Bewegung haben, eine Offenheit für andere Kulturen mitbringen und Lust haben, einige Tage ohne Ablenkungen ganz bei sich und der Natur zu sein.“
Belohnt wird man mit einer Mischung aus Naturerlebnis, authentischen Begegnungen und dem Gefühl, ganz im Moment zu leben. Diese Reise ist ein echtes Eintauchen. In die Berge. In die Kultur. Und ein Stück weit in sich selbst.