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Reiseberichte | Juni 2025

Pantelleria & Sizilien: Inselwandern zwischen Meer & Vulkan

Weltweitwandern-Gründer Christian Hlade war auf den italienischen Inseln Pantelleria und auch auf Sizilien unterwegs. Dabei ist er zwischen vielen heißen Quellen, tiefschwarzer, erstarrter Lava und bunten Pflanzen gewandert. In seinem Reisebericht erzählt er von seinen Erlebnissen.

Der Wind empfängt uns, als wir aus der Propellermaschine in Pantelleria steigen. Zwischen Sizilien und Tunesien gelegen, präsentiert sich die abgelegene Vulkaninsel als echter Geheimtipp für Naturliebhaber:innen. Fast vollständig als Nationalpark geschützt, offenbart sich uns eine einzigartige Landschaft aus tiefschwarzen, erstarrten Lavaströmen, üppig-grüner Pflanzenpracht, einem See, vielen heißen Quellen und Dampfschloten sowie dem allgegenwärtigen Tiefblau des Mittelmeers.

Pantelleria – Wandern zwischen Vulkan, Wind und Weite

Pantelleria ist eine Insel für Entdecker:innen – und zugleich Rückzugsort für jene, die Stille suchen. Innerhalb Italiens ist sie schon lange als Ort der Ruhe bekannt. Giorgio Armani besitzt hier ein großes Anwesen mit Palmenhain, mehreren Villen und einem ganzen Küstenabschnitt. Wie die Einheimischen erzählen, verbringt er jeden August mit seinen Freunden hier auf der Insel. Auch andere bekannte Persönlichkeiten haben Pantelleria für sich entdeckt: Die französische Schauspielerin Carole Bouquet betreibt ein Weingut, der italienische Schauspieler Luca Zingaretti („Commissario Montalbano“) verbringt regelmäßig Zeit hier, ebenso wie das Promi-Paar Francesca Barra und Claudio Santamaria. Der Fotograf Fabrizio Ferri hat auf der Insel prominente Gäste wie Naomi Campbell, Sting und Madonna beherbergt.

Trotz dieser prominenten Namen sind die Wege der Insel jenseits des Hochsommers ruhig und menschenleer. Im Frühling und Herbst ist Pantelleria ein stiller, unberührter Ort – weit weg von jeglicher Form von Overtourism. Es gibt hier aktuell noch keinen internationalen Wandertourismus. Und so sind wir auf unseren Wegen immer ganz allein unterwegs.

Unsere Unterkünfte – traditionelle „Dammusi“ mit ihren charakteristischen weißen Kuppeldächern, die es nur hier auf Pantelleria gibt – sind mehr als nur ein Quartier. „Giucy“, unsere quirlige Gastgeberin, empfängt uns herzlich: Es fühlt sich sofort an wie ein Zuhause auf Zeit, mit dem ständigen Blick aufs weite, offene Meer direkt vor unserer Haustür.

Gleich unsere erste Wanderung führt durch blühende Wildblumenwiesen zum „Lago di Venere“, der „See der Venus“. Dieser nehezu karibisch türkisblaue See liegt unwirklich ruhig in seinem Kraterbecken, umgeben von Blumenwiesen und wilden Kräutern.Weiter wandern wir dann durch einen schwarzen Lavastrom, wo einst heißes Magma ins Meer floss. Wie ein gut gehütetes Geheimnis erwartet uns dort dann der kleine „Laghetto delle Ondine“ – ein stiller Ort voller Kraft, an dem wir unser Mittagspicknick genießen. Ein alter Leuchtturm mit umliegenden Befestigungsanlagen zeugt heute noch von der großen strategischen Bedeutung der Insel in den beiden Weltkriegen. Am Nachmittag erleben wir ein weiteres Naturwunder: Wir baden in natürlichen und herrlich heißen Vulkan-Quellen direkt am Ufer, während das kühle Meer nur wenige Meter daneben an die Steine schlägt – ein „Kontrastbad“ der besonderen Art.

Die Kunst der Kapern – Begegnung mit Tradition

Ein Highlight ist dann tags darauf der Besuch bei einem lokalen Bio-Produzenten, wo wir die berühmten Kapern der Insel kosten – klein, würzig, konzentriert, angeblich die besten Kapern der Welt!  Maurizio, ein Kapernbauer in dritter Generation, wohnt in einem wunderschönen Haus mit spektakulärem Blick auf Meer und Venus-See und erklärt den aufwändigen Ernte- und Fermentationsprozess. Der Weg dorthin führt uns durch duftende Gärten und über Terrassenfelder mit Blick auf Meer und den Venus-See.

Jede Kaper wird einzeln von Hand gepflückt, dann wochenlang in Meersalz fermentiert. Es ist harte Arbeit, aber die Qualität spricht für sich“, erklärt er, während seine wettergegerbten Hände mehr als tausend Worte von der täglichen Arbeit unter der mediterranen Sonne erzählen.

Zum Verkosten verschiedener Sorten serviert uns Maurizios Frau auf der Terrasse vor ihrem Wohnhaus hausgemachte Marmeladen aus Zibibbo-Trauben und Feigen, dazu ein paar Scheiben Brot und den eigenen Wein. Dann noch die Gespräche mit Menschen, die hier mit spürbarer Hingabe arbeiten – authentischer kann man eine Region nicht kennenlernen.

Der Gipfel der Gefühle –Monte Gibelé

Ein Höhepunkt in mehrfacher Hinsicht ist die Besteigung des „Monte Gibelé“: Moosbewachsene Hänge, schmale Pfade, stille Wälder – eine völlig andere Seite der Insel. Oben, auf dem zweithöchsten Punkt Pantellerias, empfangen uns Wind, Nebel und eine unendliche Weite. Der Abstieg führt vorbei an Fumarolen, wo Schwefeldampf aus dem Boden steigt, durch blühende Macchia und alte Gehöfte – ein Wandererlebnis, das alle Sinne anspricht.

Ein weiteres Erlebnis der besonderen Art: Das herrliche Abendessen in einem Dorfgasthaus auf der anderen Seite der Insel, das extra für unsere Gruppe aufgesperrt hat. Die Gastfreundschaft der Inselbewohner zeigt sich hier von ihrer besten Seite – wir fühlen uns nicht wie Tourist:innen, sondern wie willkommene Gäste.

Sizilien – Wo Kulturen verschmelzen

Nach vier intensiven Tagen verabschieden wir uns von Pantelleria. Es geht zurück auf die große Schwesterinsel Sizilien. Doch auch hier führt uns Ewa zu stillen Winkeln und besonderen Begegnungen, fernab der touristischen Trampelpfade. Wir wandern durch die sanft geschwungenen Rebenlandschaften rund um Calatafimi. Der antike Tempel von Segesta ist stets im Blick, aber auch hier auf einsamen Wegen, stets fern von allen touristischen Strömen. Der Zingaro-Naturpark, mit seinen Felsen, einem Rausch aus Blütenmeer, Buchten und Zwergpalmen, ist ein wildes Stück Küste – rau und zugleich voller zarter Schönheit. Kulinarisch führt uns Ewa zu ihren persönlichen Herzensorten: etwa ins gediegene Bio-Weingut Donna Franca bei Marsala oder zu einem weiteren ehemaligen Weingut der Familie Florio, wo uns ein herrliches Mahl mit lokalen Produkten in einem historischen Gemäuer erwartet.

Ewa – Die Seele unserer Reise

Eine Person verdient besondere Erwähnung: Ewa, unser außergewöhnlicher Guide. Ursprünglich aus Polen stammend, lebt sie seit 18 Jahren auf Sizilien und kennt die Insel wie ihre Westentasche. Sie ist viel mehr als nur eine Wanderführerin – sie ist eine wahre Vermittlerin zwischen Kulturen. Eva kennt jeden Wanderweg, jede Pflanze, jede lokale Besonderheit. Aber noch wichtiger: sie kennt die Menschen. Jeder Busfahrer, jeder Hotelier, jeder Bauer am Wegesrand – für alle hat sie ein Lächeln und ein paar persönliche Worte. Diese Verbindungen öffnen uns Türen, die für gewöhnliche Tourist:innen verschlossen bleiben.

Bei unseren Wanderungen hat Eva stets einen Müllsack dabei und sammelt unermüdlich Plastik und anderen Abfall ein. „Ich kann nicht die ganze Insel säubern“, sagt sie bescheiden. „Aber jedes Stück Plastik, das ich aufhebe, landet nicht im Meer.“ Eva lebt, was sie predigt: Mit lokalem Engagement in Umweltprojekten, durch Baumpflanzaktionen mit Kindern und durch ihren respektvollen Umgang mit Menschen und Natur zeigt sie uns, dass Tourismus auch Verantwortung bedeutet. Und das tut sie mit Leichtigkeit, Tiefe und echter Begeisterung für ihre Wahlheimat.

Palermo – Bröckelnde Glorie voller Leben

Nach all der Naturschönheit bleiben meine Frau Carmen und ich noch ein paar Tage in Palermo – als individuelle Reise-Verlängerung, die ich nur sehr empfehlen kann! Ein durchaus kontrastreicher Abschluss nach dieser Reise inmitten der Natur. Die sizilianische Hauptstadt präsentiert sich als faszinierender Mix aus rauer Schönheit und pulsierendem Leben. Palermo erinnert mich an Havanna oder Tiflis: Eine ehemals unglaublich reiche, großartige Metropole mit unzähligen Kirchen, Palästen und prächtigen Fassaden. Und gleichzeitig: alles bröckelt, verfällt, blättert ab. Doch nichts daran wirkt traurig – im Gegenteil. Das Leben tobt in den Straßen. Junge Menschen tanzen, singen und feiern. Die Stadt zeigt sich laut und wild, gleichzeitig aber wunderschön. Das Meer ist immer ganz nah, und über allem schweben die typischen Balkone mit flatternder Wäsche.

Unser kleines, familiäres Hotel liegt mitten im alten arabischen Viertel Kalsa – ein Schmelztiegel der Kulturen, heute wie damals. Und genau das ist Palermo: arabisch, normannisch, byzantinisch, italienisch, sizilianisch – alles gleichzeitig. Und lebendig. Sehr lebendig.

Audienz bei einem echten Grafen – Palazzo Conte Federico

In einer unscheinbaren Seitengasse, abseits der geschäftigen Straßen Palermos, verbirgt sich ein echtes Juwel sizilianischer Geschichte: der Palazzo Conte Federico. Auf den Fundamenten eines normannischen Stadtmauerturms aus dem 12. Jahrhundert erbaut, zählt er zu den ältesten Gebäuden der Stadt. Der Palast kann besichtigt werden, ist aber kein gewöhnliches Museum, sondern heute noch lebendiger Wohnsitz einer Adelsfamilie, die ihre Abstammung auf Federico von Antiochia, Sohn des Staufer-Kaisers Friedrich II., zurückführt.

Das Einzigartige an dieser Zeitreise: Die beiden Söhne des Hauses, Andrea oder Nicoló, führen persönlich durch die prachtvollen Räume – in fließendem Deutsch oder Englisch. Das Original-Inventar beeindruckt durch eine Fülle an Kostbarkeiten: kunstvoll bemalte Holzdecken aus dem 18. Jahrhundert, prachtvolle Stuckdecken aus dem 19. Jahrhundert und zahlreiche wertvolle Möbel, Sammlerstücke und Familienporträts. Besonders charmant sind die Bilder der beiden Söhne, die uns durch den Palazzo führen. Als Kinder beim Skifahren und auf Urlaubsreisen sind sie zu sehen. Ein besonderer Konzertflügel erinnert an den Besuch Richard Wagners im Jahr 1882. Auch Garibaldi wohnte hier und war der Familie freundschaftlich verbunden.

Im Innenhof wartete eine Überraschung: ein knallroter Fiat Balilla 508 Sport. Das Auto ist Zeugnis der Rennfahrerleidenschaft des amtierenden Grafen Alessandro. Seine aus Salzburg stammende Frau Alvine war nicht nur Opernsängerin und Wettkampfschwimmerin, sondern ist sogar weitschichtig mit der Familie Schell verwandt, die das bekannte Schlüsselmuseum in Graz betreibt. Bei der Führung zeigen die Söhne stolz die Rennfahrerpokale und Schwimmauszeichnungen der Familie. Ein echtes „Once in a lifetime“ – Highlight!

Monreale: Eine der für mich schönsten Kirchen der Welt

Für ein weiteres besonderes Highlight fahren wir dann einige Kilometer aus der Stadt hinaus, hinauf nach Monreale. Dort steht eine außergewöhnliche Kathedrale, für mich die vielleicht schönste Kirche der Welt: UNESCO-Weltkulturerbe. Romanische, byzantinische und islamische Kunst verbanden sich zu einem Gesamtkunstwerk aus dem 12. Jahrhundert. Die riesigen Mosaikflächen, das goldene Licht im Kirchenraum, die unzähligen Details – wir können uns kaum sattsehen.

Fast noch beeindruckender ist dann der angrenzende Kreuzgang: Über 200 fein gearbeitete Säulen, jede einzelne ein Unikat. Die Kapitelle erzählen Szenen aus der Bibel, aus Mythen, aus dem alltäglichen Leben. Manche Säulenschäfte sind mit filigranen Mosaiken verziert, andere mit feinster Bildhauerei. Der Aufstieg aufs Dach bietet dann einen weiteren Gänsehaut-Moment: Unter uns der Kreuzgang in Vogelperspektive, am Horizont Palermo, die Berge und das Meer – ein unvergesslicher Abschied von dieser Insel der Kontraste.

„Bei jedem Besuch von Sizilien muss man dreimal weinen: Einmal, wenn man hinkommt, weil es so schön ist. Das zweite Mal beim Abschied – und das dritte Mal auf der Waage zu Hause.“
Local Guide Ewa

Ein herzliches Dankeschön an unsere Mitreisenden, die mit ihrer Offenheit und Neugierde zum Gelingen dieser Reise beitragen. Und ein besonderer Dank an Ewa und Andreas, deren Engagement und Herzblut diese Tage zu einem unvergesslichen Erlebnis machen!

Italien Reisetipps

Die Übernachtungen finden in festen Unterkünften statt. Nähere Details finden Sie im Tagesablauf oder in den Leistungen der Reise.
9 Tage Wanderreise
einfach bis mittel
ab € 1.750,-  / Person, exkl. Flug
Die Übernachtungen finden in festen Unterkünften statt. Nähere Details finden Sie im Tagesablauf oder in den Leistungen der Reise.
8 Tage Wanderreise
einfach
ab € 2.280,-  / Person, exkl. Flug
Die Übernachtungen finden in festen Unterkünften statt. Nähere Details finden Sie im Tagesablauf oder in den Leistungen der Reise.
8 Tage Wanderreise
einfach
ab € 2.290,-  / Person, inkl. Flug
Die Übernachtungen finden in festen Unterkünften statt. Nähere Details finden Sie im Tagesablauf oder in den Leistungen der Reise.
8 Tage Wanderreise
einfach
ab € 2.490,-  / Person, inkl. Flug
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